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Beitrag vom 28.11.2011
RBB-Moderator Ken Jebsen wegen antisemitischer Äußerungen entlassen
Anne Fröhlich
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin begrüßt die konsequente Entscheidung des rbb, sich von seinem langjährigen Moderator zu trennen. Auslöser waren mehrere e-Mails mit antisemitischem Inhalt.
"Wir empfinden es als vorbildlich, wie die Leitungsebene des rbb letztlich entschieden hat", betont Lala Süsskind, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde. Auch dass sein Vorgesetzter, Stefan Warbeck, die Verantwortung für redaktionelle Versäumnisse übernimmt, wird von der Gemeinde mit Respekt gesehen.
In diesem Sinne habe der rbb auch bereits richtungsweisend in der Auseinandersetzung um den Wahlwerbespot der NPD vor der letzten Berliner Abgeordnetenhauswahl gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus Stellung bezogen. Der rbb hatte sich geweigert, den diskriminierenden Spot zu senden.
Am Mittwoch, den 23. November 2011 wurde der 45-Jährige Moderator der Sendung "KenFM", einem Format im Rahmen des Jugendsenders Fritz-FM (rbb), bis auf weiteres suspendiert. Programmdirektorin Claudia Nothelle sagte gegenüber dem Tagesspiegel: "Der Sender hat Herrn Jebsen gegen den Vorwurf verteidigt, er sei Antisemit und Holocaust-Leugner. Allerdings mussten wir feststellen, dass zahlreiche seiner Beiträge nicht den journalistischen Standards des rbb entsprachen. Daraufhin haben wir mit ihm verbindliche Vereinbarungen über die Gestaltung der Sendung "KenFM" getroffen. Diese hat er wiederholt nicht eingehalten".
Anlass war eine an die Öffentlichkeit gelangte e-Mail mit rassistisch anmutendem Inhalt. Ken Jobs hatte einem Hörer, der sich kritisch zu dessen Sendung geäußert hatte, eine Nachricht zukommen lassen, die auch die Sätze enthielt: "Ich weis, wer den Holocaust erfunden hat" und "..."ich weis wer wärend des gesamten krieges deutschland mit bombersprit versorgt hat. standartoil also rockefeller".
(Die Texte in Anführungsstrichen sind auch in der Schreibweise Originalzitate aus der Mail von Ken Jebsen).
Dass Jebsen Verfasser der brisanten e-Mail ist, wird von ihm nicht bestritten, allerdings bezeichnet er den Vorwurf des Antisemitismus als "absurd". Er sei zwar irre, aber kein Antisemit.
Maya Zehden, Sprecherin der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, betonte daraufhin, es solle nicht die Frage gestellt werden, "ob Herr Jebsen Antisemit ist oder nicht" und nannte als Beispiel den erst kürzlich gefeuerten Designer John Galliano: "Im Nachhinein wurde auch er nicht als Antisemit eingestuft. Aber er musste für seine Äußerungen die Konsequenzen tragen. (...) Es ist die Frage zu stellen, ob nach solchen Äußerungen einfach zur Tagesordnung übergegangen werden kann".
In seiner vorletzten Sendung am 13. November 2011 führte Jebsen seine Aussage aus der e-Mail auf den Erfinder der Public Relation, Edward Bernays, zurück. Sein Buch "Crystallizing Public Opinion" von 1923 habe Joseph Goebbels, Propaganda-Minister des Dritten Reichs, in seiner Bibliothek gehabt. "Es ging um die Propaganda und ihren Mechanismus", sagte Jebsen.
Der Empfänger der folgenreichen e-Mail hatte diese an den unter anderem von Henryk Broder geführten Blog weitergeleitet, wo sie schließlich veröffentlicht wurde. Die einmal wöchentlich ausgestrahlte Sendung Jebsens fiel daraufhin zum nächsten Termin, dem 6. November 2011, aus. Sendungssprecher Volker Schreck sagte diesbezüglich dem Tagesspiegel: "Eine umfassende Klärung der Vorgänge war nicht möglich, darum haben wir uns entschieden, die Radio - Fritz - Sendung KenFM vorerst auszusetzen". Nach einer stundenlangen Aussprache zwischen der Senderleitung und dem Moderator durfte "KenFM" am 13. November 2011 wieder wie gewohnt auf Sendung gehen - allerdings nur unter bestimmten Auflagen. So sollte der Moderator beispielsweise in Zukunft die Inhalte seiner Sendung mit der Senderleitung absprechen. Als er dies wiederholt nicht einhielt, kam es zur Entlassung. Dieser Schritt wird dem Unternehmen kaum leicht gefallen sein, da sich die Sendung durchaus großer Beliebtheit erfreute. Dem Sender zufolge schätzten "gerade junge Hörerinnen und Hörer (...) seine pointierte, oft auch eigenwillige Art". Auf Facebook wurden bezeichnenderweise zahlreiche Solidaritätsgruppen mit Namen wie "Weg mit der Zensur von KenFM! Sofortige Wiederherstellung der Sendung!" oder "KenFM ins Radio!" gegründet, in denen die MitgliederInnen eine Rückkehr des umstrittenen Moderators fordern.
Jebsen, der schon seit zehn Jahren die für ihre provokanten Inhalte bekannte Sendung moderiert und wohl nicht ohne Grund den Spitznamen "Reporter des Wahnsinns" trägt, hatte bereits zuvor des Öfteren fragwürdige Statements zum besten gegeben. So bezeichnete er den Angriff auf das World Trade Center vom 11. September 2001 als "warmen Abriss" oder lobte das "PR-Talent" von Al Qaida.
AVIVA-Berlin begrüßt die Entscheidung des rbb, keine antisemitischen Äußerungen seiner MitarbeiterInnen zu dulden – gleichgültig, ob diese sich selbst als AntisemitIn bezeichnen, oder nicht.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.jg-berlin.org
www.morgenpost.de
www.tagesspiegel.de
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